Die Diskontinuität des Denkens in der Philosophie von Emil Cioran

Abstract

Im Artikel wird die Bedeutung interpretiert, die für Ciorans Auffassung der Philosophie die Diskontinuität spielt. Sie findet den vollkommensten Ausdruck in seiner Aphoristik. Den Ausgangspunkt bildet der Hinweis auf das Temperament als die Hauptquelle der Philosophie von Cioran. Die aus dem Temperament hergeleitete Philosophie kann nicht den Moment der Reflexion enthalten, der als Versuch verstanden wird, Distanz gegenüber der unmittelbar erlebter Wahrheit des Daseins zu gewinnen. In Anbetracht des sekundären Charakters der Sprache ist er zur unvollständigen Kommunikation verurteilt. Ciorans Philosophie bildet einen Kompromiss zwischen einem unmittelbaren Schrei, der sich nicht mitteilen lässt und dem entfremdeten Jargon der traditionellen Philosophie. Das diskontinuierliche Denken ohne feste Ordnung kümmert sich nicht um immanente Widersprüche und die Möglichkeit der Schlussfolgerung, sondern bildet quasi eine Verflechtung, die das Temperament des Denkers widerspiegelt. Das bedeutet jedoch kein vollkommenes Chaos, sondern eine Kommunikationsart, deren Hauptmassstäbe die dem Schrei entnommenen Unbestimmtheit und Zügellosigkeit sind.