Die wichtigsten Einflussfaktoren des Relativismus der Sophisten auf die Politik

Abstract

In diesem Artikel beschreibe ich den Zusammenhang zwischen dem Relativismus der Sophisten und ihren politischen Ansichten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Erstellung eines Modells und nicht auf einer detaillierten historischen Rekonstruktion. Ich unterscheide zwei Hauptkonzepte der Sophisten und damit zwei Haupteinflussfaktoren: den extremen Relativismus von Protagoras, der zu einer „relativistischen Demokratie” führt, und die „Theorie der Macht” („Recht des Stärkeren”). Ich versuche auch, einen bestimmten Mechanismus aufzuzeigen (der bereits von Platon erkannt wurde), der in der Praxis vom einen zum anderen führt: Das durch die relativistische Demokratie verursachte Chaos schafft eine Nachfrage nach einer „starken Hand” an der Macht. Im zweiten Teil des Artikels befasse ich mich mit den neuzeitlichen Fortsetzungen beider Konzepte mit dem Schwerpunkt auf die „Theorie der Macht”. Unter diesem Gesichtspunkt analysiere ich die Ansichten von Machiavelli, Hobbes, Hegel, Nietzsche und französischen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Obwohl die Sophisten auf demokratischem Boden agierten, sind ihre beiden Hauptlehren („Theorie der Macht” und extremer Relativismus) meiner Meinung nach schädlich und sogar zerstörerisch für die Demokratie. Sie eignen sich daher nicht als ethische, axiologische und metaethische Grundlage für eine liberale Demokratie. Es stellt sich daher die Frage, mit der ich diesen Artikel beende: „Wie könnte eine solche Grundlage aussehen?“, wobei ich gleichzeitig eine vorläufige Antwort skizziere.